Freitag, 3. Mai 2013

"Between the lines" - Kapitel 9

~ Kapitel 9 ~


Ich wache total zufrieden auf. Ich hatte einen wunderschönen Traum. "Milan und ich, die Hand in Hand über eine bunte Blumenwiese, durch hohe, im warmen Wind wehenden Grashalmen rennen. In der Mitte des Feldes Milan, der mich in die Lüfte hebt und sich mit mir im Kreis dreht. Milan, der mich vorsichtig wieder auf den Boden hinablässt, sich zu mir runter beugt und mit seinen Lippen, die meinen berühren." "Luca, du musst langsam aufstehen, wenn du nicht zu spät zur Schule kommen möchtest." höre ich die Stimme meiner Mutter die Treppe hoch, durch meine Holztüre rufen. Ich rappele mich langsam auf, unwillig die Gemütlichkeit meines Bettes zu verlassen. Ich schleppe mich ins Bad, wasche mir den Schlafdreck aus den Augen, kämme meine Haare so lange bis sie glänzen und trage ein kleines bisschen Wimperntusche auf. Nur ein wenig, denn zu viel Schminke ist gar nicht mein Ding! Einigermaßen wach hopse ich die hölzerne Treppe hinunter. Meine Laune wird von Minute zu Minuten besser. Nur noch wenige Stunden und Milan kommt zu mir nach Hause!!! Ich erreiche den Küchentisch an dem schon meine große Schwester Janna und meine Mutter Platz genommen haben. Meine Schwester lächelt mich lieb an und ich gebe erst ihr und dann meiner Mutter einen Kuss auf die Wange. Ich hätte es mit meiner großen Schwester echt nicht besser treffen können, sie ist sogar so etwas wie mein Vorbild. Sie spielt in der Bundesliga der deutschen Volleyball-Mannschaft und ist dazu einfach extrem schön. Während meine Haare eher dieses Kastanienbraun haben, sind ihre Haare Bronzefarben und ihre Augen haben ein intensives blaugrün, die in der Sonne wirklich Türkis wirken. Ich kann mit ihr über alles reden und sie ist mit Noah meine beste Freundin. Ich liebe sie einfach so sehr und sie ist die aller beste Schwester der Welt! Nach dem ich mein Nutella Brot gegessen und meinen Kaffee, am liebsten stark, mit wenig braunem Zucker und ohne Milch getrunken habe putze ich schnell die Zähne und renne eilend aus dem Haus. Ich zerre mein Mountainbike aus dem alten Schuppen, der neben dem Haus steht und schwing mich flink auf den Sattel. Eigentlich würde ich jetzt zu Noah fahren und sie abholen, denn sie wohnt nur zehn Minuten von hier entfernt. Heute mache ich das nicht und fahre auf direktem Weg zur Schule. Der Schultag fliegt nur so an mir vorbei, ab und zu bemerke ich Milans Blick auf mir und sehe ihn mich anlächeln, wenn ich zu ihm schaue. Endlich läutet der Gong, der alle Schüler förmlich dazu zwingt sofort ihre Sachen in die Taschen zu schaufeln und ohne auf den Lehrer zu achten sich von ihren Stühlen zu erheben. Milan, der einer der ersten war, der zusammen gepackt hat, wartet lässig an der Türe lehnend auf mich. Als ich neben ihm ankomme setzt er sich lockeren Schrittes in Bewegung und wir laufen im Gleichschritt zum Hauptausgang. "Ich bin schon sehr gespannt auf unseren Battle!" durchbricht Milan mit seiner wunderschönen tiefen Stimme die Stille. Er lacht mich gegen die Sonne blinzeln herausfordern an und ich kann gar nicht anders, als ihm einen lachenden Knuff zu versetzen. Gemeinsam radeln wir zu mir und ich werde immer zittriger. Als ich die Haustüre aufschließe huscht mein Kater Sesam an uns vorbei. Ich schaue ihm kurz hinterher, wie er hinter den Obstbäumen verschwindet und betrete gemeinsam mit Milan das Haus. "Okay, komm, es geht nach oben. Wir sind alleine, das heißt, wir können Krach machen so viel wir wollen!" grinse ich ihn an. Milan lacht schälmisch und ich werde rot als ich die Zweideutigkeit dieses Satzes bemerke. Als wir in meinem Zimmer ankommen steuert Milan sofort auf mein unter der Dachschräge stehendes Schlagzeug zu, nimmt sofort die Drumsticks zwischen seine Finger und lässt sich auf den Hocker fallen. Liebevoll streicht er über die verschiedenen Teile meines Schlagzeuges und macht ein paar Probeläufe. "Gutes Schlagzeug!" meint Milan anerkennend. "Ja ich weiß!" zwinkere ich ihm grinsen zu, "Dann zeig mal was du kannst." Das lässt sich Milan nicht zweimal sagen und er legt sofort los. Nicht schlecht, ich erkenne alle seine Tricks und nehme als er geendet hat lächeln die Drumsticks entgegen. Dabei gibt es einen kurzen nahen Moment zwischen uns, der mich frösteln lässt. Bei der Übergabe streifen seine Finger meine und es ist so, als würde Milan dort länger verharren als es normal gewesen wäre. Dabei blickt er mich mit seinen dunkelbraunen Augen so intensiv an, dass ich das Gefühl habe, er würde mir in die Seele schauen können. Mit zittrigen Händen setze ich mich hinter mein Schlagzeug, mache ebenfalls ein paar Probeläufe und gehe dann direkt in meine eigentliche Performance über. Erst habe ich ein paar kleine Schwierigkeiten, doch irgendwann geht es wieder reibungslos, so wie früher. Dabei werde ich immer schneller, sodass mir fast selbst schwindelig von dieser Geschwindigkeit wird und ich das Gefühl habe meine Hände würden über das Schlagzeug fliegen. Als ich langsam in das Outro übergehe und schließlich ende schaut mich Milan mit großen Augen und offenen Mund an. "Wow" bringt er hervor. Er hält mir die Hand entgegen und er zieht mich anerkennend an sich. Ich lache und spüre wie mir warm wird. "Krass gute Leistung. Würd sagen, dass du unseren Battle ganz klar gewonnen hast. Wie wär's mit einem Eis als Prämie?" er schaut mich abwartend an und ich meine einen kleinen Anflug von Angst und Anspannung in seinem Blick zu sehen. Ist es ihm wichtig, dass ich ja sage? Ich kann gar nicht anders. Ich nicke lachend. "Klar gerne!" ich lächele ihn an und bemerke wie er sich wieder entspannt. "Okay ich muss, dann mal wieder. Tut mir leid, wär gern noch geblieben." ich höre das Bedauern in seiner Stimme. "Das mit dem Eis machen wir aber die Tage! Ganz sicher!" schiebt er noch lächelnd hinterher. "Klar!" ich begleite ihn zur Türe und schließe diese, nachdem sich Milan mit einer Umarmung von mir verabschiedet hat.
Zwei Stunden später, nachdem ich alles wichtige erledigt habe und die ganze Zeit in den Gedanken an Milan geschwelgt habe gehe ich nach Draußen um nach Sesam zu schauen. Er ist jetzt schon länger weg und eigentlich ist um diese Uhrzeit seine Fressens Zeit und die lässt er wirklich nur im äußersten Notfall sausen. Ich laufe den Schotterweg vor unserem Haus hinunter und schaue in den Frühabendhimmel, der sich schon leicht rötlich färbt. "Sesam, wo bist du? Sesam!?" rufe ich nach meinem geliebten Kater. Wo könnte er nur sein? Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Er ist bei Morpheus, Noas Kater und Sesams bester Kumpel. Ich schwinge mich verärgert auf mein Fahrrad und rase zu Noa. Eigentlich sehen sich unsere Kater öfter, meistens dann wenn Noa und ich uns treffen, denn sie laufen uns gerne hinterher. Vor allem Sesam, der mir wie ein kleiner Hund folgt. Ich sehe die alte Mühle schon vor mir, doch was ist das, da sind zwei Personen und ein Hund. Ist das nicht Noa und, das kann doch nicht sein, Milan?! Ich spüre die Wut in mir hochkriechen. Ohne lange nachzudenken fahre ich mit dem Rad hinunter ins Feld hinter die an säumenden Bäume und verstecke mich schnell hinter einem großen Stamm, denn die beiden kommen immer mehr in meine Richtung...

1 Kommentar:

  1. spannend! Wie geht es weiter?
    Vielleicht findet ihr beiden ja mal ein bisschen Zeit zum weiterschreiben!
    LG Eva

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