Donnerstag, 4. April 2013

"Between the lines": Kapitel 3



~ Kapitel 3 ~


"Du weißt, dass ich das hasse, wenn du einfach weg rennst!" Ich stemme meine Hände in die Hüften und schaue Noa erwartungsvoll an. "Du wusstest genau, dass ich Milan schon ewig toll finde!" die Wut kriecht noch weiter in mir hoch und ich würde sie am liebsten mit 1000 Schimpfwörtern sichtlich machen. "Wieso tust du so etwas? Ich dachte wir sind aller beste Freundinnen!" ich schreie meiner eigentlich geliebten Freundin die Worte förmlich ins Gesicht, doch diese starrt mich noch immer aus großen Augen an und sagt keinen Ton. Das macht mich noch wütender, denn wenn ich streite, dann richtig. Am liebsten würde ich sie packen und schütteln, sie dazu bringen mir endlich zu sagen, dass das alles nur ein blöder Scherz war und sie eigentlich in jemand ganz anderen verliebt ist. Doch Noa bleibt stumm und ich trete verzweifelt gegen die Klotüre. Noa zuckt erschrocken zusammen und gibt leise Worte von sich. "Was hast du gesagt?" frage ich etwas zu laut. " - "Es tut mir leid, aber er will nichts von dir!" Hat sie das gerade eben wirklich gesagt? Das kann nicht sein, sie hat nicht wirklich gesagt, das Milan nicht auf mich steht. "Woher willst DU das den wissen?" keife ich sie an. Sehe ich da ein kleines Lächeln auf ihren Lippen? Das darf ja wohl nicht war sein. Sie hebt überlegen ihren Kopf und lächelt mich spöttisch an. "Ich habe halt Augen im Kopf. Schau halt mal hin, wenn er mich anlächelt!" Ich glaub ich spinne, was die sich einbildet. Das sie sich überhaupt traut sowas von sich zu geben. So mir nichts dir nichts, obwohl sie es gar nicht weiß. Ich lache laut auf. "Du hast sie ja nicht mehr alle! Als ob Milan DICH toll findet!" ich fühle mich direkt nach diesem Satz fies, doch zwei Sekunden später, als Noas Antwort kommt, vergeht dieses Gefühl sofort wieder. "Aber dich!" sie lacht böse, so böse, wie ich sie eigentlich nur dann lachen höre, wenn wir gemeinsam über irgendwelche Leute ab lästern.  Es gibt mir einen kleinen Stich, aber gleichzeitig ist es für mich wie eine Kampfansage. Ich werde alles darum geben, dass Noa Milan nicht bekommt. So traurig es auch ist, unter diesen Umständen, möchte ich im Moment nicht mit Noa befreundet zu sein. Sie ist meine Konkurrentin und ich weiß, dass sie nichts beiseite lässt um Milan für sich zu gewinnen. 

Ohne ein weiteres Wort verlasse ich die Toilette und spüre im Nacken noch immer Noas Grinsen. Eine Fünftklässlerin glotzt blöd, als sie sieht, dass in der Kabine aus der ich komme noch jemand sitzt. "Bin ich Kino, oder was?" kann ich mir eine Zurechtweisung nicht verkneifen. Die kleine schaut mich verschreckt an und verzieht sich. Ich gehe kurz nach ihr ebenfalls hinaus in das Gewühl der Schüler.Ich genieße einen kurzen Augenblick den Lärm, die unterschiedlichen Stimmen und das untergemischte Gelächter, da sehe ich aus der Menge einen schwarzen verzausten Hinterkopf raus ragen. Milan! Ich quetsche mich durch die Menge, schlängele mich durch das Gewusel von Armen und Beinen und laufe Slalom um die Leute, die mir im Weg stehen. Ich sehe ihn, nur noch ein paar Meter ist er von mir entfernt, ein letzter Arm durch den ich durch schlupfe und ich stehe vor ihm. "Hi Milan, eine Frage, weißt du was wir in Mathe auf hatten?" Ich lache meinen Schwarm gespielt verzweifelt an, was er mit einem total netten Lächeln erwidert. "Hey Luca" sagt er lässig und mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. "Klar, wenn du willst, kannst du dich nachher in Erdkunde neben mich setzen und es abschreiben. Dem Kneifer wird es sicher nichts ausmachen, wenn du dich umsetzt." schlägt er mir lächelnd vor. Ich grinse und denke an unseren idiotischen Erdkundelehrer. Wie recht er hat, dem ist wirklich alles egal, solange wir in seinem heiligen Erdkundeunterricht anwesend sind. "Echt? Super danke. Hältst du mir den Platz frei?" ich schaue ihn fragend und mit meinem süßesten Lächeln an. "Logo ist abgemacht!" er zwinkert mir lachend zu und ich drängel mich mit einem kurzen Wink zu ihm, wieder zurück in die Mitte der Aula, bevor er sehen kann, wie rot ich vor Freunde geworden bin.

Ich stehe vor dem Klassenzimmer und bin total aufgedreht. Hoffentlich merkt das keiner. Noa kommt gerade mit hocherhobenen Kopf, als wäre sie schon jetzt die Siegerin den Gang entlang gelaufen. Wenn die wüsste, ich grinse in mich rein. Ah, da kommt Milan ja schon. Er lächelt mich verschwörerisch an und stellst sich direkt neben mich. "Es ist echt nicht viel zum abschreiben, das hast du schnell." meint er im Plauderton.  Noa die das natürlich mitbekommt, schaut mit zu gekniffenden Augen zu uns rüber, was mich mit voller Selbstzufriedenheit erfüllt. Als der Kneifer endlich kommt und die Türe aufschließt folge ich Milan zu seinem Tisch und lasse mich wie selbstverständlich auf den Stuhl neben ihm fallen. Als ich sehe, dass Noas Mund nach dieser Aktion offen steht, kann ich mir ein leises Prusten nicht verkneifen. "Was ist so lustig?" will Milan da schon wissen. "Die Schuhe vom Kneifer, schau die dir mal an!" rette ich mich kichernd aus der Sache raus. Gekonnt, wie ich mich selbst loben muss, denn die Schuhe unseres Erdkundelehrers sind echt zum schreien. Rote Lackschuhe, verziert mit lila Ringel-mustern und pinken Schnürsenkeln. Jetzt muss auch Milan laut lachen und hält sich schnell die Hand vor den Mund, als unser Objekt der Belustigung zu uns rüber stiert. Auch noch einer anderen Person scheint das was sie sieht nicht zu gefallen, denn Noa sieht mich aus den Augenwinkeln hasserfüllt an. 

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